GVO hat die Corona-Lücke für viel Aktivität genutzt

Mitgliederversammlung des Gewerbeverbands Oberzentrum e. V. (GVO): stolze Bilanz trotz schwieriger Bedingungen seit Pandemie-Beginn – Struktur- und Strategiearbeit bilden Wandel seit Gründung ab.

Mit rund 130 Besuchern in der Neuen Tonhalle in Villingen trat erstmals seit zwei Jahren der GVO am Donnerstag, 4. November, ins Live-Rampenlicht, und im Rahmen dieser lang vermissten Zusammenkunft gab es viel zu berichten: Denn der Verband, in dem rund 400 Unternehmen aus VS und der Region organisiert sind, hatte die Zeit seit Beginn der Corona-Beschränkungen aktiv zu nutzen gewusst und sich für 2022 ebenfalls viel vorgenommen.

Endlich wieder Livebegegnung: So lautete der fast schon freudig ausgerufene Einstieg von GVO-Präsident Joachim Müller zur Begrüßung der Mitglieder. Schon seit 2019 ist Müller im Amt, und doch war dies Corona-bedingt die erste Mitgliederversammlung, die er einläuten konnte. Dass der GVO die Zeit seit Beginn der Pandemie-Beschränkungen zu nutzen wusste und sich unter dem neuen Präsidenten einiges bewegt, das zeigten die Berichte von Müller und den Funktionsträgern des GVO, unter denen sich der Präsident zu den Wahlen im kommenden Jahr auch Frauen gut vorstellen könnte, wie er betonte.

So wurde das Jahr 2020 als Video-Bericht noch einmal kurz beleuchtet – ein Jahr, das trotz Lockdowns von vielen Terminen für Vorstandsmitglieder geprägt war, darunter nicht nur Abstimmungsrunden mit Stadt und Kreis zu den inzwischen längst vergessenen Umbaumaßnahmen an der B33, sondern auch in einer Vielzahl von Gremien-Sitzungen und einem Workshop zur Orientierung hinsichtlich der künftigen Arbeit des Verbands, der inzwischen seit zwölf Jahren besteht. „Wir haben uns von einer Protestbewegung zu einem gefragten Partner der unter-schiedlichsten Institutionen in der Region und darüber hinaus entwickelt“, erklärte Müller. Man werde als wichtiges Sprachrohr und Handelnder „aus der Mitte der Wirtschaft“ wahrgenommen, was auch das Motto des GVO ist.

Stefan Beetz, Vorstand der Sparte Industrie und Handwerk, griff die aus dieser Orientierung entstandene Umstrukturierung der GVO-Organisation auf und erläuterte die Aktivierung der praktischen Arbeit in drei Teams, die aus ursprünglich sechs Gruppen zusammengeführt wurden. So sei das Team GVO 25+ für Maßnahmen für kleine Unternehmen bis 25 Mitarbeitern aktiv und gestalte darüber hinaus Mehrwertangebote wie das GUZLE-Programm. Das Team HR & Hochschule sorge für die Unterstützung der Mitgliedsunternehmen in Personal- und Ausbildungsfragen und bemühe sich um den Kontakt zu den örtlichen Hochschulen, und das Team PR und Marketing sorge für die Öffentlichkeitsarbeit und die Wahrnehmung des GVO in der Region. Dass die Stimme des GVO zwar mitspreche, aber noch nicht immer gehört werde, habe sich leider in Beschlüssen des Gemeinderats gezeigt, wie Beetz erläuterte: So seien die Erhöhungen von Grund- und Gewerbesteuer trotz intensiver, öffentlicher Diskussion mit den Fraktionen beschlossen worden. Als „bezeichnend für den Gemeinderat“ beschrieb Beetz die Handlungsweise des Gemeinderats hinsichtlich der seit vielen Jahren geplanten und erst im Januar 2020 beschlossenen Entlastungstrasse für das Schwenninger Industriegebiet Ost: Dieses größte Industriegebiet der Stadt sei nur über einen Kreisverkehr zu erreichen, und der sei in der Vergangenheit schon oft an seiner Belastungsgrenze gewesen. Dennoch wurde das bereits beschlossene und begonnene Bauvorhaben Ende 2020 wieder gekippt, als wegen Corona die Haushaltsmittel plötzlich knapp wurden. „Das Problem bleibt deshalb dennoch bestehen. Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, wie Beetz mit Nachdruck in Aussicht stellte.

So habe sich der GVO für 2022 das Thema Verkehr auf die Tagesordnung gesetzt und werde sich nicht nur intensiv mit dem Straßenverkehr und der Infrastruktur hierfür befassen: Auch Aspekte wie Öffentlicher Nahverkehr, digitale Infrastruktur und nicht zuletzt die Sicherheit in den Stadtbezirken würden aktiv bearbeitet. „Wenn unsere Schulen seit 20 Jahren Sanierungsbedarf haben und nichts geschieht, muss man sich auch nicht wundern, wenn wir es nicht schaffen, dringend benötigte Fachkräfte herzuholen“, nahm Beetz die Kommune in die Pflicht.

GVO-Geschäftsführer Carsten Dörr, der gemeinsam mit seiner hauptamtlichen Mitarbeiterin Stefanie Federsel die Geschäftsstelle des Verbands während Corona zu einem wertvollen Informationszentrum für die Mitglieder machte, berichtete aus der täglichen Arbeit der vergangenen zwei Jahre. So seien zahlreiche Infomails an die Mitglieder gegangen, um im Dschungel der Corona-Vorschriften Überblick zu geben. Daneben sei in Taskforces, also temporär zusammengestellten Arbeitskreisen, viel Arbeit zu aktuellen Themen geleistet worden: So sei das Thema Industriegebiet Ost in solch einer Taskforce untersucht worden und werde im Auge behalten, wie sich die Verkehrssituation im Schwenninger IG Ost entwickle. Mit Spendengeldern einer Apotheker-Aktion, die aus den Zuzahlungen für FFP2-Masken stolze 59.500 Euro zur Unterstützung des Handels in VS erbrachte, hat eine Taskforce ein Konzept entwickelt, das über eine App Anreize zu mehr Nutzung des örtlichen Handels schaffen soll und auch für Gastronomie und Kultur Vorteile bringen wird. Mehr dazu werde der GVO nach Abklärung rechtlicher Fragen kommunizieren, wie Dörr erläuterte. Die „Taskforce Akquise-Strategie“, die Maßnahmen für eine sinnvoll geplante Mitgliederwerbung erarbeitet habe, zeigte in der Versammlung erste Früchte in Form von Videoclips, in denen Mitglieder über positive praktische Effekte des GVO berichten. Diese Clips sollen im Leitmedium Internet zur Mitgliedschaft animieren. Und schließlich sei seit September die Taskforce Handel aktiv, um für die Stadtbezirke über nachhaltige Konzepte nachzudenken, damit Einkaufen in Villingen und Schwenningen wieder zum Erlebnis werde.

Dass dies mit einzelnen Veranstaltungen bereits gelingt, das brachten die Vorstände der Handelssparten Villingen und Schwenningen zur Sprache: So konnte Rainer Böck zwar nur auf die Lichternacht sowie den jüngsten verkaufsoffenen Sonntag zum Museumsfest und einem „Steampunk“-Event mit viktorianisch Kostümierten in Villingen verweisen, bemerkte aber hier auch die Freude der Menschen, endlich wieder solche Angebote zur Verfügung zu haben. Nicht ganz so breite Resonanz fand eine Kunstaktion in Schwenningen unter dem Namen „Abendlicht“, die mit Licht- und Klanginstallationen in der Innenstadt für mehr Frequenz sorgen sollte, wie Gunter Welzer als zweiter Vorsitzender der Sparte Handel Schwenningen berichtete. Dies sei sicherlich auch der schwierigen Rechtslage geschuldet gewesen, die hinsichtlich Corona im Vorfeld der Veranstaltung für wechselnde Auflagen durch die Stadt gesorgt hatte, was eine gezielte und breit angelegte Werbung deutlich erschwert habe.

Beide Handelsvorstände berichteten detaillierter von der erst seit September aktiven Taskforce Handel, die aktuell in Stadtbezirksgruppen Ideen entwickle, aber auch bereits jetzt durch einen Dialog in den Nachbarschaften der teilnehmenden Händlerinnen und Händler erste Stärkungen im eigenen Quartier andenke. Ziel sei es, nicht darauf zu warten, bis andere etwas tun, sondern eigenes Handeln in den Vordergrund zu rücken. Da wo es sinnvoll sei, werde man auch die Stadt zur Unterstützung einbeziehen. „Da es nach wie vor kein offiziell benanntes und mit Mitteln ausgestattetes Citymanagement gibt, sehen wir uns mehr denn je gefordert, unser Vorankommen in die eigenen Hände zu nehmen“, erklärte Welzer.

Kassierer Andreas Kny legte für die beiden vergangenen Jahre die Kassenlage dar: So sei 2019 zwar ein Fehlbetrag von rund 11.000 Euro entstanden, der jedoch auf Maßnahmen rund um das zehnjährige Bestehen des Verbands zurückzuführen gewesen sei. Für 2020 seien die Einnahmen abseits der Mitgliedsbeiträge durch Corona-Beschränkungen deutlich zurückgegangen – die anhaltende Treue der Mitglieder sei trotz des Wegfalls von Netzwerkveranstaltungen jedoch eine bemerkenswerte Unterstützung gewesen. Dadurch sei es möglich gewesen, einen Überschuss von rund 29.000 Euro dem Vereinsvermögen zuzuführen. Kassenprüfer Thomas Haller attestierte Kny für beide vorgestellten Jahre eine einwandfreie Kassenführung, bevor er aus seinem Amt verabschiedet wurde. Sein Nachfolger als erster Kassenprüfer des GVO wurde in einer zügig von Hans-Reinhard Majewski durchgeführten, einstimmigen Wahl Hardy Pfeiffer. Ebenso einstimmig erfolgte zuvor die Entlastung des Vorstands, bevor sich Präsident Joachim Müller noch einmal ausdrücklich für die enormen Leistungen aller Beteiligten im Verband bedankte: „Wir arbeiten hier mit 1,5 hauptamtlichen Stellen und rund 50 Ehrenamtlichen“, betonte Müller: „Wie Sie anhand unserer Bilanz erkennen können, arbeiteten all diese Leute mit unglaublichem Engagement auch in diesen schwierigen Zeiten.“

Mit einem Dinner sowie einem Unterhaltungsprogramm ließ der GVO diese schwierigen Zeiten dann etwas vergessen: Entertainer und Musiker Sebastian Schnitzer präsentierte ein humorig-musikalisches Programm als Solist am Flügel und erntete viel Applaus für seine feinen und auch mal deftigen Spitzen.

Danke an die Sponsoren

 

Impressionen